Depression

Jeder hat Phasen im Leben, in denen es nichts gibt, auf das man Lust hat, und alles grau erscheint. So können zum Beispiel eine Enttäuschung, berufliche Schwierigkeiten oder ein verregneter grauer Novembertag als deprimierend erlebt werden. Der Begriff Depression wird häufig genutzt, um alltägliche Stimmungsschwankungen zu beschreiben. Dabei sind Depressionen im medizinischen Sinne etwas ganz anderes als eine vorübergehende Phase der Niedergeschlagenheit. In diesem Ratgeber erfahren Sie, was Depressionen sind, wie Sie sie erkennen können und welche Therapiemöglichkeiten es gibt.

Definition: Was ist eine Depression?

Mit mehr als vier Millionen Betroffenen allein in Deutschland gehört die Depression zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Eine Depression ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen stark beeinflusst. Sie geht häufig mit Störungen von verschiedenen Körperfunktionen einher und verursacht ein erhebliches Leiden. Menschen, die an einer Depression erkranken, können sich in der Regel nicht selbst von ihrer anhaltenden Antriebslosigkeit, ihrer gedrückten Stimmung und ihren negativen Gedanken befreien. Eine Depression kann unterschiedliche Ursachen haben und vollkommen unabhängig von äußeren Umständen auftreten.

Depression: Auslöser

Bis heute ist nicht vollständig bekannt, wie eine Depression entsteht. Wissenschaftler gehen davon aus, dass immer sowohl innere als auch äußere Faktoren zusammenspielen. Die Auslöser werden in biologische, genetische und psychosoziale Auslöser unterteilt. Der Einfluss der Faktoren ist jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich.

Körperliche Krankheiten

Es gibt körperliche Erkrankungen, die eine Depression begünstigen können. Insbesondere Erkrankungen des Gehirns oder Hormonstörungen können die Gefühle und Gedanken negativ beeinflussen. Zu den Hormonstörungen gehören zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion und Schilddrüsenunterfunktion. Aber auch schwere und chronische Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes, Krebs oder Morbus Crohn stellen eine dauerhafte Belastung für die Psyche dar, was eine Depression begünstigen kann. Es kann aber auch sein, dass die zur Behandlung eingesetzten Medikamente das Depressionsrisiko erhöhen.

Stress

Bei der Entstehung von Depressionen spielt Stress eine entscheidende Rolle. In einigen Lebensphasen, zum Beispiel in der Pubertät, steigt der Stresspegel an. In solchen Phasen ist das Depressionsrisiko besonders groß. Viele Betroffene berichten davon, dass vor Ausbruch der Krankheit ein besonders schwieriges und stressiges Ereignis stand.

Stress kann jedoch nicht nur Auslöser sein, sondern gleichzeitig auch ein Symptom. Denn die Krankheit geht häufig mit Spannungen im sozialen Umfeld einher.

Ein weiterer Auslöser kann auch eine Fehlregulation der Stresshormone Adrenalin, Cortisol und Noradrenalin sein. Bei depressiven Menschen stellt man häufig einen erhöhten Cortisolspiegel fest. Dies kann genauso wie Stress nicht nur Auslöser, sondern auch eine Folge von Depressionen sein.

Körperliche Auslöser

Im Gehirn findet die Kommunikation der Nervenzellen über elektrische Impulse und Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, statt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Gehirnstoffwechsel während einer Depression verändert ist. Sind die Botenstoffe nicht im Gleichgewicht, wird der Austausch zwischen den Nervenzellen gestört und das beeinflusst die Gefühle und Gedanken negativ.

Negative innere Einstellung

Die persönliche Lebenseinstellung hat einen Einfluss auf das Risiko, an einer Depression zu erkranken. Es ist bewiesen, dass Menschen, die häufig negativ über sich und ihr Leben denken und ihrer Zukunft pessimistisch gegenüberstehen, häufiger an einer Depression erkranken als Menschen mit einer positiven Lebenseinstellung. Wer selbst häufig in negative Denkmuster verfällt, kann diese durch Übungen, wie zum Beispiel das Praktizieren von Dankbarkeitsübungen, positiv verändern.

Depression: Symptome

Auch wenn eine Depression meistens auf unterschiedliche innere und äußere Faktoren zurückzuführen ist und die Symptome vielfältig sind, gibt es einige charakteristische Anzeichen. Dabei ist zu beachten, dass eine Depression eine schwere seelische Erkrankung ist, bei der oft Suizidgefahr besteht. Daher sollte eine Depression immer professionell behandelt werden.

Symptome einer unipolaren (monopolaren) Depression

Die Symptome einer unipolaren Depression lassen sich in drei Hauptsymptome unterteilen. Zwei Drittel aller Depressionserkrankten leiden an der unipolaren Form.

Antriebslosigkeit und Müdigkeit
Personen, die unter einer Depression leiden, sind oft nicht mehr in der Lage, ihren Alltag und berufliche Aufgaben zu bewältigen. Sie sind körperlich und geistig erschöpft, sodass selbst das Aufstehen am Morgen kräftezehrend ist. Viele Patienten verlassen aufgrund ihrer Depression gar nicht mehr das Bett. Andauernde Müdigkeit gehört zum Alltag. Auch die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab, daher werden alle Tätigkeiten als anstrengend und überfordernd wahrgenommen. 

Innere Leere
Charakteristisch für eine Depression ist, dass die Betroffenen keine Freude oder andere Gefühle empfinden. Sie fühlen sich innerlich leer. Es stellt sich ein Grundgefühl tiefer Traurigkeit, Herabgestimmtheit und Hoffnungslosigkeit ein. Depressionserkrankte verlieren die Freude und das Interesse an sozialen Kontakten, Hobbys und der Arbeit. Auch positive Erlebnisse oder Aufmunterungsversuche von Mitmenschen können den Zustand der inneren Leere nicht ändern. Einige Betroffene verlieren sogar den Willen zu leben.

Niedergeschlagene Stimmung
Die Erkrankten leiden sehr unter einer tiefen Niedergeschlagenheit. Diese Stimmung ist ununterbrochen stark ausgeprägt und hält mindestens zwei Wochen an, in den meisten Fällen auch wesentlich länger. Häufig entstehen zusätzlich ein starker Verlust des Selbstvertrauens und eine massive Zunahme von Schuldgefühlen. Auch Angstzustände und Gedanken an den eigenen Tod oder Suizid treten in schwerwiegenden Fällen auf.

Neben den drei Hauptsymptomen können Depressionen von Schlafstörungen, Appetitverlust oder -steigerung, Libidoverlust, innerer Unruhe, Magen-, Kopf- und Rückenschmerzen begleitet werden.

Symptome einer bipolaren Depression

Die bipolare Form der Depression ist auch unter dem Begriff manisch-depressive Erkrankung bekannt. Typisch für diese Form ist der Wechsel zwischen zwei sehr unterschiedlichen Krankheitsphasen. In depressiven Phasen leiden die Betroffenen unter den Symptomen einer monopolaren Depression. Häufig steht dabei die Antriebslosigkeit im Vordergrund.

Die manischen Phasen äußern sich wie folgt:

  • stark euphorische (Hoch-)Stimmung, Fröhlichkeit in unangemessenen Situationen und Energieüberschuss
  • nicht zu stoppendes Redebedürfnis, flüchtige Gedanken, Ablenkbarkeit und massive Überschätzung der eigenen Fähigkeiten
  • Kontrollverlust im Hinblick auf den Umgang mit Verträgen oder Geld
  • Wahnvorstellungen, zum Beispiel das Gefühl, von außen gelenkt zu werden, oder das Hören von Stimmen

Der Wechsel zwischen den Phasen findet häufig schleichend statt. Bei einigen Patienten kann der Wechsel aber auch spontan über Nacht passieren. Während manische Phasen unbehandelt einige Wochen oder Monate andauern, dauern die nicht behandelten depressiven Phasen deutlich länger an.

Der Wechsel der Phasen ist sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen eine große Belastung. Das Risiko für Suizidversuche und Suchterkrankungen ist bei manisch-depressiven Patienten besonders hoch. Aus diesem Grund sind eine schnelle Diagnose und Therapie wichtig.

Symptome bei Männern

Bei Männern werden Depressionen deutlich seltener diagnostiziert als bei Frauen. Das liegt daran, dass sich die Symptome bei Männern anders äußern als bei Frauen. Begleiterscheinungen der Depression sind häufig Aggressionen, starke Reizbarkeit und wenig Stresstoleranz. Viele Männer konsumieren mehr Alkohol als sonst, machen ihren Mitmenschen vermehrt Vorwürfe und sind häufig unzufrieden mit sich selbst und ihrer gesamten Lebenssituation.

Depression: Diagnose

Obwohl eine Depression eine weit verbreitete Krankheit ist, schätzen Experten, dass mehr als 60 Prozent aller Erkrankungen nicht behandelt werden. Da sich die Anzeichen von Mensch zu Mensch deutlich unterscheiden, ist es für Ärzte nicht immer leicht, eine Depression zu diagnostizieren.

Vielen fällt es außerdem schwer, mit einem Arzt über ihre psychischen Probleme zu sprechen, da sie sich dafür schämen und denken, dass psychische Erkrankungen noch immer ein Tabuthema sind. Oft wird der Leidensdruck durch falsche Erwartungen von außen verstärkt. Eine Depression ist keine Laune, es ist eine Krankheit wie jede andere auch und sie kann jeden treffen. Wer an sich selbst, Freunden oder Verwandten Zeichen einer Depression wahrnimmt, die länger als zwei Wochen anhalten, sollte nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen oder die betroffene Person darin zu bestärken, sich professionelle Hilfe zu holen. Eine ärztliche Behandlung ist deshalb so wichtig, da eine frühe Diagnose eine erfolgreiche Behandlung ermöglicht und das Risiko für Rückfälle vermindert.

Die Diagnose einer Depression beinhaltet eine Anamnese der medizinischen und biografischen Hintergründe des Patienten. Mithilfe des Diagnosesystems ICD-10 (International Classification of Disorders) der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Symptome und der Schweregrad der Krankheit ermittelt.

Depression: Behandlung

Eine Behandlung von Depressionen wird immer individuell auf den Patienten abgestimmt. In den meisten Fällen setzt sich die Behandlung aus drei Ansätzen zusammen:

  • Behandlung mit Antidepressiva (Pharmakotherapie)
  • psychotherapeutische Verfahren
  • zusätzliche therapeutische Maßnahmen wie sozialpädagogische Maßnahmen (Veränderungen am Arbeitsplatz) und körperbezogene Therapien (Ergotherapie, Bewegungstherapie)

Bei sehr schweren Depressionen, bei denen eine ambulante Therapie und medikamentöse Behandlungen nicht greifen, ist eine stationäre Behandlung in einer Klinik nötig. Dies gilt insbesondere bei einem langanhaltenden Verlauf, schwierigen sozialen Problemen, körperlichen Erkrankungen oder akuter Suizidgefahr.

Das können Sie selbst tun

In erster Linie sollten Sie sich bewusst machen, dass eine Depression eine Krankheit ist wie jede andere auch. Symptome wie Antriebslosigkeit, Traurigkeit und innere Leere sind keinesfalls ein Ausdruck von persönlichem Versagen. Wenn Sie an Depressionen leiden, sollten Sie sich nicht schämen, Hilfe zu suchen. Reden Sie offen mit Freunden, Ihrer Familie und Bekannten über Ihre Krankheit.

Es kann helfen, wenn Sie sich an eine Vertrauensperson wenden. Bleiben Sie möglichst nicht allein und sprechen Sie mit Ihrem Lebenspartner bzw. Ihrer Lebenspartnerin, einer nahestehenden Person oder einem Arzt/einer Ärztin über Ihre Gefühle.

Es kann auch hilfreich sein, mit anderen Betroffenen zu sprechen. Dazu eignen sich vor allem Selbsthilfegruppen. Diese finden Sie zum Beispiel über folgende Vereine:

Hilfe im Notfall

Die Telefonseelsorge ist deutschlandweit täglich 24 Stunden kostenfrei und anonym unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichbar. Mehr Informationen finden Sie unter www.telefonseelsorge.de

Wenn Sie merken, dass die Situation kritisch ist, insbesondere bei Suizidgedanken, gehen Sie ins nächstgelegene Krankenhaus oder rufen Sie den ärztlichen Notdienst. Sie bekommen Hilfe, auch mitten in der Nacht.

Das können Angehörige und Freunde tun

Familienangehörige und Freunde von depressiven Personen haben es nicht leicht. Sie wollen dem Patienten helfen, wissen aber oft nicht wie. Die Krankheit wirkt sich auch unmittelbar auf das persönliche Umfeld aus. Es ist nicht schön, einen geliebten Menschen leiden zu sehen. Aber trotzdem löst das Verhalten des/der Depressiven oft negative Gefühle wie Unverständnis und Wut bei den Angehörigen aus. Diese Gefühle werden häufig unterdrückt, da sie sich verpflichtet fühlen, stark und verständnisvoll zu sein.

Das können Sie als Angehörige/-r tun:

  • Informieren Sie sich ausführlich über die Krankheit. Das nimmt Ihnen die Unsicherheit und es macht Ihnen bewusst, warum „Aufmunterungsversuche“ nicht helfen können.
  • Erkennen Sie Ihre eigenen Grenzen. Als Angehörige/-r sollten Sie stets realistische Erwartungen an sich selbst haben. Ihre Rolle ist zwar wichtig, aber Sie können in keinem Fall einen Therapeuten ersetzen.
  • Übernehmen Sie Aufgaben und bieten Sie Unterstützung im Alltag an.

Sollten Sie selbst Ängste, Zweifel oder negative Gefühle entwickeln, können Sie sie behutsam gegenüber dem/der Depressiven äußern. Lassen Sie aber auf keinen Fall Ihren Gefühlen freien Lauf. Es kann helfen, wenn Sie sich regelmäßig daran erinnern, dass Ihr/-e Freund/-in oder Ihre Verwandte bzw. Ihr Verwandter sich nicht absichtlich so verhält, sondern dass das Verhalten ein Teil der Krankheit ist.

Quellenangaben

Deutsche Depressionshilfe e. V. (2020): Depression – Infos und Hilfe, www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/was-ist-eine-depression (zuletzt abgerufen am 23.06.2021).

Apotheken Umschau (2017): Depressionen – Ursachen, Anzeichen, Therapie, https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/psychische-krankheiten/depressionen-ursachen-anzeichen-therapie-735639.html (zuletzt abgerufen am 23.06.2021).

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